MYTHOS Bullenheimer Berg – 1. Juli - 4. November 2012
Lange hatte der Bullenheimer Berg das Geheimnis über seine einstige Bedeutung bewahrt. Auf den zum Iffgau abfallenden Hängen wurde Wein angebaut, die bewaldete Bergkuppe diente zur Holzgewinnung. Erst 1973 wurde entdeckt, dass das ca. 30 ha. große Hochplateau vollständig von einer Wallanlage umwehrt ist. Hier hat sich ehemals eine große, von Mauern umgebene, stadtartige Befestigungsanlage befunden, die bereits in der älteren Bronzezeit entstand, ihre Blütezeit aber in der Endphase der Bronzezeit (ca. 880 - 800 v. Chr.) erlebte.
Die Beherrschung einer solch großen, überregionalen Burganlage war nur möglich durch eine Bevölkerungsgemeinschaft, die einer gut organisierten Herrschaft mit weitreichenden Beziehungen unterstellt war: Auf dem Berg wurde Bronze verarbeitet, d.h. die dazu nötigen Rohmaterialien mussten – vermutlich über den Main - von weit hergeschafft werden. Bronze glänzte wie Gold und war immens wertvoll.
Das fruchtbare Gauland im Umkreis des Bullenheimer Berges diente zur Agrarproduktion und sicherte die Lebensmittelversorgung.
Religion und Kult spielten eine wesentliche Rolle, denn es wurden zahlreiche Bronzegegenstände im Boden versenkt, um sie den Göttern zu opfern (sog. „Depots“ oder „Horte“). Einzigartige Gegenstände wie die goldenen Besatzstücke eines Priestergewandes oder die bronzenen Radkappen eines Kultwagens waren in der Erde niedergelegt.
Leider wurde der Bullenheimer Berg nach seiner Entdeckung als Bodendenkmal zu einem Eldorado der Sondengänger. Die meisten Hortfunde wurden einfach aus dem Boden gerissen und gelangten erst über den Kunsthandel in Museen. Ein großer Teil der geraubten Funde ist in dunklen Kanälen verschwunden. Ein wichtiges Anliegen der Ausstellung ist es deshalb auch, die im Umkreis des Berges wohnende Bevölkerung in Bezug auf mögliche Raubgräber achtsam zu machen.
Einblicke in die Sonderausstellung
Erstmals ist es in der Ausstellung des Knauf-Museums gelungen, alle bekannten Hortfunde aus der Archäologische Staatssammlung München, dem Germanisches Nationalmuseum Nürnberg und dem Mainfränkisches Museum Würzburg zu vereinen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Archäologische Funde aus der Umgebung des Berges beleuchten zudem den lokalen spätbronzezeitlichen Zeithorizont.
Die Sonderausstellung des Knauf-Museums veranschaulicht durch ein großes, begehbares Modell die gewaltigen Dimensionen des Bullenheimer Berges, digitale Medien zeichnen ein virtuelles Bild vom Leben in der befestigten Höhensiedlung. Ganz real, in einer lebensgroßen Szenerie, werden die Ausstattung eines bronzezeitlichen Priesters und der Nachbau eines Kultwagens gezeigt. Die Kultvorstellungen der Bronzezeit bezogen sich wohl hauptsächlich auf kosmische Erscheinungen, wobei der Sonne als Gottheitssymbol offenbar eine zentrale Rolle zukam. Publikation zur Ausstellung >>
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