Schätze aus dem Land der Beduinen – 1. April - 27. Juli 2003
Unsere Vorstellungen vom Leben der Beduinen sind durch frühe Reiseberichte, Abenteuerromane, in den letzten Jahrzehnten, doch vor allem aber auch durch Sachbücher und Fernsehberichte geprägt. War es früher ausschließlich ein starker Hauch von Exotik und Romantik, der diese Vorstellung prägte, so setzte sich in den vergangenen Jahrzehnten eine nüchterne und bisweilen auch eine pessimistische Sicht des Beduinentums durch; dies deshalb, da die Lebensweise der Wüstennomaden seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts mehr und mehr unter Druck gerät.
Wer sind diese Menschen, die mit extremen Umweltbedingungen zurecht kommen müssen?
Ihr Name stammt vom arabischen Wort badw, was
soviel bedeutet wie: Menschen, die außerhalb fest gebauter Siedlungen wohnen.
Im Gegensatz dazu steht hadar, d.h. Menschen, die eine sesshafte
Lebensweise haben. In eng gefasster Definition sind die Beduinen als Menschen
zu bezeichnen, die also außerhalb fester Siedlungen als Nomaden umherziehend
und von der Zucht des einhöckerigen, des arabischen Kamels oder Dromedars
leben. Die Entstehung des Beduinentums ist eng mit der Zähmung, der Haltung und
Domestikation des arabischen Kamels zusammenhängend. Wann das Dromedar gezähmt
wurde und wann es im Leben der Menschen als Haustier eine Rolle zu spielen
begann, ist heute noch nicht mit letzter Sicherheit zu sagen. Zweifellos fand
dies auf der arabischen Halbinsel statt, spätestens im 3. Jahrtausend v.
Chr. Dabei dürften die Tiere zunächst im friedlichen Alltag Verwendung gefunden
haben Protobeduinentum
(Walter Dostal). In einem zweiten Schritt kam es zur Verwendung des Kamels als
Reitkamel im Krieg, d.h. es bildete sich ein Reiterkriegertum bzw. der Vollnomadismus heraus. Dies hing eng mit der
Entwicklung einer brauchbaren Besattelung der Tiere zusammen. Als Reitkrieger
spielten die Beduinen im Laufe der Geschichte des Orients eine herausragende
Rolle. Überraschend aber ist dabei, dass sich das Kamel und somit das
Beduinentum auf afrikanischen Boden erst relativ spät ausbreiteten, denn obwohl
das Kamel also bereits 2-3 Jahrtausende v. Chr. in Arabien Verwendung fand,
tauchte es als Idealtier der Wüste in Nord- und Nordostafrika nachweislich erst
knapp vor bzw. um Christi Geburt auf. Seine Verbreitung erfolgte ab diesem
Zeitpunkt aber rapide.
Wenn die Beduinen auch eine dominierende Stellung im
Nomadentum des Orients durch lange Zeit hindurch einnehmen, so darf nicht
übersehen werden, dass sie nicht die Einzigen waren, die eine herumziehende
Lebensweise hatten. Neben ihnen, den Kamel-Nomaden, gab und gibt es auch noch
andere Viehzüchter-Nomaden
und vielerorts vermischten sich die einzelnen Tierzuchtpraktiken, d.h. Beduinen
begannen auch andere Tiere zu züchten, vor allem Schafe und schließlich kam es auch dazu, dass manche Beduinen sogar
zum Ackeranbau übergingen.
Die vom 1. April bis 29. Juni im Knauf-Museum zu sehende Ausstellung lässt einen Blick in die materielle und geistige Welt dieser speziellen, an das Wüstenklima angepassten Kultur zu, die heute infolge des allgemeinen rapiden Wandels durch Ausbreitung der westlich-abendländischen-technischen Zivilisation in großer Gefahr ist.