Der Siegeszug der süßen Verführung – 30. März - 25. Juli 2004
Denken wir nicht alle beim Wort "Schokolade" an Verführung, Gaumenkitzel und Lebenslust? Der Kakao Hauptbestandteil einer guten Schokolade ist ein Genuss- und Nahrungsmittel aus den Samen des Kakaobaumes, der ursprünglich in den tropischen Gebieten Süd- und Mittelamerikas beheimatet war. Die entölten und gemahlenen Kakaobohnen ergeben mit Milch und Zucker das heutige Kakaogetränk oder sind Ausgangsprodukt der Schokoladenherstellung. Es gilt als sicher, dass der Kakao bereits ein Jahrtausend vor der Entdeckung Amerikas durch Europäer den indianischen Ureinwohnern bekannt war.
Bereits im heiligen Buch der
Maya, dem Popol Vuh, mehrfach erwähnt, findet sich Kakao als Geschenk des
legendären Gottes "Quetzalcoatl - Federschlange" auch im Mythos der
Tolteken wieder. Azteken, die im 12. Jahrhundert die Tolteken unterwarfen,
übernahmen gern deren Kakao-Kultur und benutzten die Samenkerne der Kakaofrucht
sogar als Zahlungsmittel. Der Botaniker Carl von Linné benannte die Pflanze
folgerichtig wie schöngeistig "Theobroma" cacao (altgriech. für
"Götterspeise").
Bei seiner vierten Reise in
die "Neue Welt" stieß Christoph Columbus am 30. Juli 1502 auf
amerikanische Ureinwohner, die eine unschätzbare Kostbarkeit mit sich führten.
Es handelte sich um merkwürdige dunkle "Mandeln". Dies war das erste
Mal, dass europäische Augen die mysteriöse, magische "Götternahrung"
erblickten. Mit dem Eroberer Hernán Cortés gelangte die Kakaobohne an den
spanischen Hof.
Die ungesüßten und sogar
heftig gewürzten Kakaozubereitungen der Azteken mochten den Europäern jedoch
nicht so recht munden, entsprach doch ihr Geschmack recht treffend ihrem
aztekischen Namen "xocoatl", der sich aus xococ (= sauer, herb,
würzig) und atl (= Wasser) zusammensetzt. Erst nach Zugabe von Honig
oder Rohrzucker begann der Siegeszug der Kakaoerzeugnisse in die "Alte
Welt" und aus dem aztekischen xocoatl wurde mit der Zeit unsere
Schokolade.
Objekte aus der Sonderausstellung
Nach der Anerkennung der
Schokolade als Getränk am spanischen Hof war deren Verbreitung nicht mehr
aufzuhalten. Anna von Österreich (1601-1666), Gemahlin von Ludwig XIII., machte
die Schokolade in Frankreich populär. Einige Zeit blieb Schokolade ein
kostspieliger Luxus, der sich auf das Umfeld der königlichen Höfe und die
Reichen beschränkte, neben den beliebten Kaffeehäusern entstanden im 18. Jh.
die Schokoladenstuben.
Erst im 19. Jahrhundert, als
sich in Europa die Schokoladenindustrie zu mehr und mehr entwickelte, bekam der
Kakaoanbau große Bedeutung. Franzosen legten um 1800 ihre ersten Kakaokulturen
in Madagaskar an, und schweizer Missionare sollen als Erste Kakaosamen auf dem
afrikanischen Festland ausgepflanzt haben. Damit war der Weg frei für die
industrielle Massenproduktion und überall in Europa entstanden
Schokoladenfabriken.
Lassen Sie sich verführen in der Sonderausstellung "Der Siegeszug der süßen Verführung - Schokolade" im Knauf-Museum Iphofen und erleben Sie an eindrucksvollen und kostbaren Objekten den Weg der Schokolade von den amerikanischen Ureinwohnern bis in unsere Gegenwart.